Verfasst von: Christian | 3. Oktober 2008

Therapien – länger ist besser

Nach einer Metastudie deutscher Forscher ist die auf den Psychoanalytiker Sigmund Freud zurückgehende Psychoanalyse bei Patienten mit komplexen Störungen wirksamer als eine kurzfristige Verhaltenstherapie. Auch wenn die Freud´schen Ideen mitunter als antiquiert gelten, sie scheinen trotzdem noch heute ihre Berchtigung zu haben. Dies berichten zwei deutsche Forscher im Fachblatt „Jama“ (Journal of the American Medical Association). Falk Leichsenring vom Universitätsklinikum Gießen und Sven Rabung vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hatten den Erfolg der psychodynamische Langzeittherapie mit dem von Kurzzeittherapien verglichen. Eine Langzeittherapie, die über ein Jahr oder über mindestens 50 Sitzungen durchgeführt wird, ist bei Patienten mit komplexen psychischen Störungen, wie Persönlichkeitsstörungen oder chronischen Störungen, nicht nur wirksam, sondern kürzeren Therapien signifikant überlegen. „Wir haben nicht mit einem so klaren Ergebnis gerechnet“, sagte Rabung im einem Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Als Laie verstehe ich die Überraschung der beiden Herren nicht, denn dass eine längere Therapie auch mehr Wirkung als eine kurze Verhaltenstherapie zeigt, klingt nicht so außergewöhnlich. Für mich klingt es so, also wollte man uns darüber informieren, dass ein Kaffee mit viel Zucker süßer schmeckt als ein Kaffee mit wenig Zucker. Oder wollten die Forscher beweisen, dass es doch auf die „Länge“ ankommt? Kleiner Scherz am Rande.

Wie dem SPIEGEL ONLINE Bericht weiter zu entnehmen ist, hat die Psychoanalyse ein Imageproblem: „Die Psychoanalyse kam wegen fehlender Belege immer mehr unter Zugzwang“, erklärt der Hamburger Psychologe. So ist es verständlich, dass man mal wieder etwas auf sich aufmerksam machen wollte. Vielleicht gibt es demnächst ja noch weitere Studien mit einem derart interessanten Ergebnis. Gut gebrüllt Löwe.


Antworten

  1. Laenger ist besser…sogar bei Therapien. Als Laie verstehe ich deinen Standpunkt. Die meisten Studien heutzutage sagen mir nichts Neues oder Aussergewoehnliches. Sie scheinen eigentlich ganz logische und uninteressante Ergebnisse zu bringen.

  2. Immer wieder zurueck auf Freud um ihn als Vater der Psychoanalyse zu ehren und dann nennt man ihn „antiquiert“. Ein bisschen unhoeflich oder?

  3. Dahinter steckt ein endloser Streit zwischen den beiden großen anerkannten Richtlinienverfahren, den die Psychoanalyse in vielen Bereichen verloren hat. So wird zum Beispiel an der Uni häufig im Fach klinische Psychologie der Schwerpunkt auf Verhaltenstherapie (VT) gelegt, die Entscheidung eine Tiefenpsychologische Ausbildung zu wählen ist für Psychologieabsolventen kein leichter Weg.
    Auf diesem Hintergrund, den du ja auch in deinem letzten Abschnitt ansprichst – zur VT gibt es mehr Studien – wird die Überraschung verständlicher. Es dürfte auch nicht die erste Vergleichsstudie gewesen sein – andere Befunde habe ich allerdings nicht im Kopf.

    Zum Argument Trivialität psychologischer Forschung habe ich einen schönen Artikel für euch, der sich mit Küchenpsychologie und Forschung befasst: http://www.report-psychologie.de/fileadmin/user_upload/Thema_des_Monats/7-8-14_Nolting.pdf

    Liebe Grüße
    Stephanie, Psychologin, aber keine Therapeutin 😉


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